Nemufug & Rosalyn

Eine zauberhafte Liebe

 

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Klappentext
 

Nemufug und Rosalyn, zwei Fantasyfiguren, symbolisieren Charakter und Eigenschaften. Sie verlieben sich ineinander und dürfen in einer Welt voller  Zauber und Fantasy ein bisschen diese Liebe genießen. Doch eines Tages ist es soweit, zwei Menschenkinder sollen ihre Charaktereigenschaften erhalten und Nemufug und Rosalyn sind auserwählt, diese Aufgabe zu übernehmen. Sie müssen voneinander Abschied nehmen, um in Zukunft ihre Menschenkinder Marie-Claire und Lorenzo durch ihre Kinder- und Jugendzeit zu begleiten.

Werden sie sich jemals wieder begegnen?

 

 

Erster Teil!

Irgendwo, vielleicht ganz nah, oder auch ganz weit weg, wer weiß das schon, da leben diese kleinen Wesen, die Charakter und Eigenschaften genannt werden. Da gibt es die Bösen und die Guten, die Fleißigen und die Faulen, die Hässlichen und die Schönen, die Luftikusse und die Großzügigen und noch viele, viele mehr. Sie wohnen in einem Reich, in dem sie sich wunderschöne, aber auch gefährliche oder angsteinflößende Plätze geschaffen haben.

Am Ort der Lieblichen schweben federleichte Wolken in zarten Pastellfarben und bunt schillernde Seifenblasen durch die Luft. Ständig drehen die Lieblichen lächelnd ihre Köpfchen und betrachten mit verzückten Augen das Volk der Leichtfertigen, die ähnlich wie Schmetterlinge von einer duftenden Blüte zur anderen fliegen und überall die Luftikusse genannt werden. Mitten in einem weiten Tal liegt ein giftgrüner See. Dort haben sich die Neidischen ein Zuhause geschaffen. Der See besteht aus einer zähen, schlammigen Masse. Diese Neidischen versuchen hin und wieder ihre Eigenschaft abzustreifen und eine andere zu ergattern. Immer wieder schielen sie nach oben zu den Luftikussen die leicht und unbeschwert durch die Luft fliegen  und werden dann so grün vor Neid, dass man sie kaum von ihrer Behausung unterscheiden kann.

Die Furchtlosen und die Mutigen, leben zwischen hohen Felswänden in tiefen Schluchten. Sie bewegen sich waghalsig auf den oft klitschnassen Plateaus hin und her, machen weite Sprünge um von einem Fels zum anderen zu gelangen und riskieren nicht selten dabei in die Tiefe zu stürzen.

In einem ganz besonderen Raum sitzen viele Fleißige, Streber und ein großer Teil der Intelligenten. Den ganzen Tag putzen und sortieren sie Buchstaben und Zahlen, rücken sie hin und her, bis sie endlich an der richtigen Stelle platziert sind. Wohlgefällig betrachten sie dann ihr Werk bis ein neuer junger Charakter, ein „Anfänger“ kommt und alles wieder durcheinander wirft. Die Fleißigen machen sich sofort wieder an die Arbeit und ordnen und richten bis ihnen die Puste ausgeht.

Bevor die jungen Charaktere sich mit ihren Eigenschaften jedoch unter das Volk mischen dürfen, müssen sie in die Charakterschule gehen. Dort führt Obichar das Regiment. Obichar ist ein erfahrener, geduldiger Charakter, der schon seit vielen tausend Jahren junge, neue Charakter ausbildet und versucht allen ihren richtigen Platz zuzuweisen. Stets beobachtet er aufmerksam seine Schüler.

Die etwas Ängstlichen und Schüchternen hocken meist zusammengekauert in den zahlreichen Ecken und Winkeln und riskieren nur hin und wieder einen Blick aus ihren schmalen Augen. Die Mutigen und Neugierigen hingegen bilden kleine Grüppchen oder sitzen in einer langen Reihe und diskutieren miteinander.

„Ihr alle“, erhebt Obichar seine Stimme, „ihr alle werdet eines Tages eine wichtige Rolle im Leben eines Menschenkindes einnehmen, ihr werdet den Charakter, die guten und schlechten Eigenschaften eines Menschen bilden und dadurch sein Wesen bestimmen.“ Obichar hält mit seinem Vortrag kurz inne und ermahnt einen kleinen Störenfried zur Ruhe. Dann fährt er fort: „ Ein paar von euch dürfen heute die Charakterschule verlassen und einen Ausflug zum Reich der fertigen Charaktere machen. Dort könnt ihr herausfinden, welche Eigenschaften zu euch am besten passen. Dabei werdet ihr allerdings auch Charaktere kennenlernen, deren Eigenschaften ihr euch besser nicht so genau anschaut. Das sind die Grausamen, die Unehrlichen, die Hinterlistigen und noch so einige.“

Die meisten der kleinen Charaktere sitzen still auf ihrem Platz und hören aufmerksam zu. Einige jedoch  fuchteln aufgeregt mit ihren dünnen Ärmchen und können es kaum erwarten endlich den Ausflug in das Reich der fertigen  Charaktere, den Obichar angekündigt hat, anzutreten. Sie alle machen sich Gedanken, welche Eigenschaften sie erlernen wollen und welch ein Charakter aus ihnen werden soll. Es gibt da besonders begehrte Ausbildungen und Aufgaben, die allerdings nicht ganz leicht sind.

Einer der kleinen Charaktere sitzt in einer Ecke und öffnet hin und wieder einen winzigen spaltbreit eines seiner farblosen Augen, während Obichar mit seinem Vortrag fortfährt. „Man muss rechtzeitig üben und sich anstrengen, um sich gute Eigenschaften anzueignen und ein guter Charakter zu werden und es gibt viele Plätze zu vergeben. Großzügigkeit und Fleiß sind besonders beliebt“, erklärt Obichar und fährt weiter fort: „Wer großzügig sein kann, dem geht es gut und der kann sich viel im Leben leisten. Auch durch Mut und Stärke kommt man im Leben gut voran. Dann gibt es die Braven, die Klugen und noch viele mehr. Ihr müsst natürlich schon um euren Platz kämpfen. Am schlimmsten ist es überhaupt nichts zu tun, dann landet ihr nämlich auf dem Feld der Langweiler und das ist das Schrecklichste, was einem Charakter passieren kann. Die Wehleidigen, die Ängstlichen, die Hochmütigen, um nur einige zu erwähnen, sind auch nichts besonders beliebt.“

Ein paar unachtsame Charaktere schubsen einen anderen kleinen Charakter bis an den äußersten Rand des Unterrichtsplatzes. Empört reist der kleine Charakter, der den Namen Nemufug trägt, beide Augen auf und kann sich gerade noch an einem Zweig festhalten bevor er über den Rand rutscht und hinunterfällt. Dabei fällt sein Blick in das Reich der fertigen Charaktere, das sich unter ihm ausbreitet. Bisher ist es so einem jungen Charakter noch nie gelungen einen Blick in das große weite Reich dieser Charaktere zu erhaschen. Erstaunt beobachtet der kleine Nemufug was sich da unten so abspielt. Allerdings ist er noch zu jung, um dem bunten Treiben lange seine Aufmerksamkeit zu schenken. Schnell wird er wieder müde und döst vor sich hin.

Ein Teil der am Rande sitzenden jungen Charaktere, die heute einen Ausflug machen dürfen, purzeln gerade nach unten und landen in einem der Bereiche, die die fertigen Charaktere erschaffen haben. Die kleinen Charaktere dürfen sich überall umschauen und Erfahrungen sammeln, um sich dann später entscheiden zu können, welcher Charakter sie einmal sein möchten.

Einige landen bei den Strebern, die eigentlich lieber unter sich sind und mit Schrecken darauf warten, dass die Neuankömmlinge ihre Ordnung durcheinander bringen. Meist dauert es auch gar nicht lange und innerhalb kürzester Zeit liegen die Buchstaben und Zahlen wild auf einem einzigen riesengroßen Haufen durcheinander. Die meisten der kleinen Charaktere sind sehr neugierig und können sich noch nicht so schnell mal von einer Sekunde auf die andere ändern. Wissbegierig schauen sie zu, wie die Streber und Fleißigen sich wieder an die Arbeit machen, wie sie wieder ordnen, sortieren, einräumen und austauschen. Manch so ein junger neugieriger Charakter macht dann eifrig mit und gehört dann bald ebenfalls zu den Strebern und Fleißigen.

Einem anderen Charakter gelingt es, bei den Luftikussen zu landen. Leicht schwebt er zwischen schillernden Kreaturen hin und her und genießt das angenehme Gefühl der Sorglosigkeit. Verwundert betrachtet er einen seiner Freunde, der im giftgrünen See bei den Neidischen gelandet ist. Dieser Freund konnte sich nicht so recht entscheiden, wo er eigentlich hin wollte. Eigentlich wäre sein Platz bei den Unentschlossenen gewesen, dann aber betrachtete er neidisch wie einer seiner Freunde bei den Mutigen angekommen ist und dort in nächster Zeit tolle Abenteuer erleben darf. Überall, wo er sich umschaute, packte ihn sofort der Neid auf das herrliche Leben, das die Sanften, zusammen mit den Schönen und den Lieblichen, führen. Der Platz bei den Neidischen ist also im Moment genau der richtige. Endgültig ist er allerdings noch nicht. Man kann noch viele Plätze der Charakter besuchen und deren Eigenschaften erlernen, bis man eines Tages den richtigen Platz gefunden hat.

Im Gebirge der Mutigen erwartet man die Neuankömmlinge immer besonders ungeduldig. Es ist immer ein Heidenspaß, sich für die Neuen einige Mutproben einfallen zu lassen. In einer der Schluchten gibt es tief unten einen dunklen eiskalten See. Wer es wagt da hinunterzuspringen und an einem der glitschigen Felsen wieder nach oben zu klettern, der hat so gut wie sicher seinen Platz im Land der mutigen Charaktere gefunden. Oder man kann auf einem der rutschigen Plateaus soweit wie möglich nach vorne schlittern, kurz vor dem Abgrund stoppen und dann mit einem gewagten Sprung auf einen der gegenüberliegenden Felsen springen.

Die jungen Charaktere, die bei den Sanften ankommen, werden liebkost und umschmeichelt. Umhüllt von weichem Wolkenmaterial schaukeln sie sanft hin und her, bewundern die Schönen und streicheln sich gegenseitig mit sanften, hauchzarten Bewegungen. Sie lächeln einander freundlich zu und summen leise wohlklingende Melodien vor sich hin.

 

Der kleine Nemufug arbeitet sich immer wieder heimlich an den Rand des Unterrichtsplatzes vor und beobachtet alles ganz genau. Es ist schon schwierig sich zu entscheiden, zu welchen Charakteren man gehören möchte. Der etwas pummelige Charakter an seiner rechten Seite macht sich noch keine großen Gedanken. Eigentlich ist jetzt schon ganz gut zu erkennen, dass er wahrscheinlich bei den Langweiligen landen wird, denn nur mit Mühe und Not gelingt es ihm seine Aufmerksamkeit wenige hundertstel Sekunden auf ein Ereignis zu lenken. Er ist alles andere als neugierig oder mutig und neidisch scheint er auch nicht zu sein. Vielleicht gelingt es ihm bei den Lieblichen und Sanften unterzukommen.

Nemufug wirft wieder einen Blick nach unten und beobachtet soeben fasziniert die Großzügigen bei ihrer Tätigkeit. Immer wieder greifen diese in große goldene und silberfarbene Säcke und werfen mit allerlei glitzernden Gegenständen um sich. Andere wiederum holen aus riesigen Körben allerlei Leckereien, die sie dann anderen vorbeischwebenden Charakteren zuwerfen.

Die Hilfreichen sind überall unterwegs. Sie trösten die Traurigen, die mit ihren zahlreichen, unaufhörlich fließenden Tränen zur Herstellung verschiedener Glitzersteine beitragen oder helfen den Strebern und Fleißigen wieder Ordnung zu machen, wenn einer der Neulinge ihre Buchstaben und Zahlen durcheinander bringt. Sehr oft verweilen sie auch bei den Ängstlichen, die geschickt versteckt hinter hohen Büschen und dichten Gräsern sitzen. Sorgfältig sind die Ängstlichen darauf bedacht, von niemandem entdeckt zu werden. Sollte dies doch einmal der Fall sein, rücken sie schnell zusammen um gemeinsam gegen den vermeintlichen Feind gewappnet zu sein. Dabei zittern sie vor lauter Angst so stark, dass sich die Halme der Gräser wie bei einem Sturm hin und her bewegen. Am besten kommen sie noch mit den Zögerlichen und Traurigen aus, von denen so mancher dann auch für immer bei den Ängstlichen bleibt.

Viele der Neugierigen kehren immer wieder an denselben Platz zurück. In einem Labyrinth von Winkeln, Gängen und Mauern huschen sie immer wieder nach vorne oder zur Seite um zu sehen, was dahinter vor sich geht. Manchmal werden sie sogar zu Mutigen und klettern über eine hohe Mauer oder lehnen sich weit aus einem Fenster um nichts zu versäumen und alles mitzukriegen.

Plötzlich entsteht ein Geschiebe und Gedränge hinter Nemufug. Er wendet seinen Kopf nach hinten und erkennt einen der immer wieder auftauchenden Ungeduldigen. Die können es nicht erwarten, so wie es die Regeln vorschreiben, Platz für Platz nach vorne zu gelangen. Am liebsten würden sie mit einem Sprung auf einem der vordersten Plätze landen. Aber das geht nun mal nicht, denn dazu sind sie viel zu unreif. Charaktere müssen wachsen und reifen um irgendwann ihre Aufgaben aufnehmen und bewältigen zu können.

Die Ungeduldigen und Neugierigen werden auch immer wieder von den anderen Charakteren auf ihren angestammten Platz verwiesen. Dabei kommt es dann hin und wieder auch vor, dass bei den einen oder anderen die Eigenschaft der Rücksichtslosigkeit hervortritt. Diese Charaktere müssen aufpassen, dass diese Eigenschaft nicht wie Pech und Schwefel an ihnen kleben bleibt.

 

Endlich ist es auch für Nemufug soweit. Soeben hat er erfahren, dass er bald zu einem Ausflug in das Reich der fertigen Charaktere starten darf. Jetzt ist endgültig keine Zeit mehr, um vor sich hinzu dösen und den halben Tag zu verschlafen. Obichar lässt seinen Blick über die Runde schweifen. Nemufug hat sich ganz fest vorgenommen, bei den mutigen und starken Charakteren anzukommen. Immer wieder beobachtete er deren gefährliche Spiele. Erst vor wenigen Stunden sprang einer der Mutigen vom höchsten Fels des Gebirges, ohne irgendwie gesichert zu sein. Der Sprung war etwas zu kurz, aber dem Mutigen gelang es in letzter Sekunde sich an einem Ast, der weit über dem Felsen hinausragte, festzuhalten. Atemlos schauten die anderen Charaktere ihm zu und überlegten, ob dieser Charakter bei den Mutigen bleiben kann oder vielleicht zu den Zögerlichen oder gar Ängstlichen ziehen muss. Mit aller Kraft hielt er sich an dem Ast fest und zog sich Schritt für Schritt nach oben. Auf keinen Fall wollte er seinen Platz bei den Mutigen aufgeben. Endlich hatte er es geschafft, lag keuchend auf dem Felsplateau und konnte sich erst einmal verschnaufen. Die anderen mutigen Charaktere applaudierten heftig und der kleine Nemufug klatschte begeistert mit.

Der kleine Nemufug wendet sich einem anderen Ereignis zu. „Was waren denn das für welche?“ Unter ihm sitzen, auf steifen Stühlen mit hohen Lehnen, die Eingebildeten und Hochmütigen. Die müssen aufpassen, dass sie eines Tages nicht in den See der Neidischen fallen. Wie die einander anschauen und ihre Nasen rümpfen, wenn andere Charaktere vorbeikommen.

Schnell wendet sich Nemufug wieder ab und wird kurz darauf durch laute Musik auf eine Schlange von Lustigen und Fröhlichen aufmerksam. Diese ziehen in einem langen Zug, ähnlich einer Polonaise, umher. Sie spielen laute Musik und tanzen und hüpfen dabei von einem Bein auf das andere. Dabei winken sie fröhlich mit bunten Tüchern und werfen buntes Spielzeug in die Menge der gaffenden Charaktere, die überwiegend aus Neugierigen besteht. Bei den Großzügigen machen sie Halt und lassen sich mit Geschenken überhäufen. Nemufug hat mächtigen Spaß dieser Truppe zuzuschauen und nimmt sich vor, dieser auf jeden Fall einen Besuch abzustatten.

Bei den Strebern bekommt man davon nichts mit. Es ist aber auch ein Jammer. Heute scheinen besonders viele neue Charaktere angekommen zu sein. Am schlimmsten sind die Neugierigen. Die müssen alles anfassen, hin und herschieben und begutachten. Leider achten sie dabei nicht immer darauf, auf welchem Platz der von ihnen untersuchte Stapel gelegen hat und schon wieder müssen die erfahrenen Streber anrücken und das Chaos beseitigen.

Leider gibt es bei den Neugierigen auch viele von der Art Streber, deren Bestreben es ist, alles genau zu untersuchen und auseinander zu nehmen und die überhaupt nicht danach streben Ordnung zu halten. Die muss man schnell wieder loswerden, die können den Strebern und Fleißigen das Leben wirklich zur Hölle machen. Die steckt man am besten in eine der wurmstichigen Schubladen, in denen die alten, unbrauchbaren Wörter aufgehoben werden. Dort wird es ihnen ganz schnell langweilig und sie springen, sobald diese Schubladen aufgezogen werden, heraus und eilen schnell davon.

Nemufug hat nun schon viele der fertigen und erfahrenen Charaktere beobachtet aber noch längst nicht alle kennengelernt. Da sind noch die Starken, die mit ihren Muskeln protzen und jeden Charakter, der ihnen in die Quere kommt, hochnehmen und in die Luft werfen. An einer anderen Stelle versammeln sich die Vergesslichen. Hilflos irren sie umher und können sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wo sie hergekommen sind. Wenn dann zufällig einer der Hilfreichen vorbeikommt, haben sie Glück. Die nehmen dann einen der Vergesslichen bei der Hand und gehen mit ihm auf die Suche nach seinem Platz.

Die Schönen und Lieblichen sind zu einem Fest bei den Luftikussen eingeladen. Sie sitzen in ihren schillernden Seifenblasen, putzen sich die hauchzarten Flügel und winden winzige Blüten in ihr Haar. Sie werden von einem der Luftikusse mit der Schmetterlingskutsche abgeholt und dürfen sich auf einen breiten Regenbogen, dessen Farben besonders intensiv leuchten, setzen. Die Luftikusse servieren ihnen feine Naschereien und köstliche Getränke. Dann warten sie darauf, dass die Fröhlichen und Lustigen mit ihrem Musikzug vorbeikommen und bitten die Schönen und Lieblichen zum Tanz. Manchmal kommt es vor, dass sich eine der Schönen in einen Luftikus verliebt. Bei ihrer Rückkehr, nach dem Fest, muss sie dann auf die Wolke der Leichtsinnigen umziehen.

Plötzlich wird Nemufugs Aufmerksamkeit gefordert. Er steht auf und versucht einen Blick nach vorne zu erhaschen. Wie es scheint ist es bald soweit. Nur noch wenige Meter vor ihm rutschen schon einige  junge Charaktere hinab in das aufregende Reich der fertigen Charaktere. Nemufug wird immer unruhiger. Es gelingt ihm nicht mehr ruhig sitzen zu bleiben. Immer wieder schaut er sich um und kann es jetzt kaum erwarten, endlich da unten anzukommen.

Ein kleiner Schubs, ein winziger Ruck und plötzlich befindet sich Nemufug mitten in der Luft. Die Arme der Luftikusse greifen schon nach ihm, um ihn zu sich zu ziehen. Aber Nemufug springt schnell zur Seite. Er hat sich doch vorgenommen bei den Furchtlosen und Mutigen zu landen. Weit breitet er seine Arme aus, um seinen Flug besser steuern zu können.

Bei seiner Landung hat Nemufug dann aber leider ein bisschen Pech. Er verfängt sich im hohen Wipfel eines stattlichen Laubbaumes und muss sich nun schnell überlegen, ob er den mächtigen Stamm hinunterklettert oder durch einen mutigen Sprung nach unten gelangen möchte. Schnell entschließt er sich für den mutigen Sprung, damit er unterwegs nicht von einem Zögerlichen aufgehalten wird, der vielleicht noch irgendwo in den Ästen sitzt. Unsanft landet Nemufug auf einem harten Fels. Seine Arme und Beine sind voller Schrammen und an seinem Kopf hat sich eine große Beule gebildet. Doch Nemufug achtet nicht darauf. Furchtlos erhebt er sich und marschiert weiter. Ein weiteres Hindernis ist in Sicht. Tiefschwarz und mit bloßem Auge nicht zu durchdringen, steht Nemufug vor einem Waldstück. „Geh ich durch oder lieber außen herum?“ Lange muss Nemufug nicht überlegen und stapft mutig in die Finsternis. Schnell wird seine Entscheidung belohnt, denn schon nach wenigen Metern steht er auf einer Lichtung und mittendrin ein Lager, das vor vielen Jahren für die Neuankömmlinge eingerichtet wurde. Dort wimmelt es von mutigen, furchtlosen, neugierigen und oft auch eingebildeten Charakteren.

Nemufug schleicht sich zu einer Gruppe heftig diskutierender Charaktere und setzt sich auf einen der Felssteine, die als Sitzgelegenheit dienen. Innerhalb kurzer Zeit findet Nemufug heraus, dass in wenigen Sekunden der zehnmillionste der mutigen und furchtlosen jungen Charaktere erwartet wird. Zusammen mit den anderen erhebt sich Nemufug und späht mit ihnen zum Eingang des Lagers. In diesem Moment dreht einer der Furchtlosen sich zu Nemufug um und schaut ihm verwundert ins Gesicht.

„Wo kommst du denn her, dich kenne ich ja noch gar nicht?“

Nemufug antwortet mutig: „Ich bin vor wenigen Augenblicken bei euch angekommen, ich wollte aber eure Unterhaltung nicht stören. Es hätte ja sein können, dass ihr mich dann für einen Rücksichtslosen haltet.“

Mit einem Aufschrei macht der Furchtlose auf sich aufmerksam.

„Er ist hier, schaut her, er ist schon hier!“

 

Der nächste Teil erscheint Mitte Dezember 2018!

 

 

 

 

 


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